Freitag, 6. April 2012
Groningen
meckerfutt, 15:51h
Um einmal auch Teile der Niederlande kennenzulernen, in die man sonst eher selten kommt, reisten wir zu Beginn der Osterferien ein paar Tage in die nordöstlichste Provinz der Niederlande, Groningen.
Quelle: http://www.mygeo.info/landkarten/niederlande/niederlande_provinzen.png / GNU Free Documentation License
Die Anreise führte uns über die A31 durch eine der am wenigsten besiedelten Gegenden Deutschlands, die Moorgebiete des Emslandes, einst das Armenhaus Niedersachsens. Auch heute noch wird hier industriell Torf gestochen und so die letzten verbliebenen Hochmoore weiter zerstört, wie man bei einem Blick links und rechts der Autobahn ganz einfach feststellen kann.
Westlich an dieses Gebiet schließt sich die Provinz Groningen an, die für niederländische Verhältnisse immer noch dünn besiedelt erscheint, was sich bei einem Blick aufs Navi (oder auf die gute alte Straßenkarte) allerdings völlig anders darstellt. Dennoch: die Region ist zwar landwirtschaftlich geprägt, jedoch ganz anders, als man es aus den weiter südlichen Teilen unseres Nachbarstaates gewohnt ist. Unfruchtbare Sandböden herrschen vor, die, wie sich im zu dieser Zeit des Frühjahrs beobachten lässt, massiv gedüngt werden. Auch bei die Einbringung von Kartoffeln war aller Orten zu beobachten. Ein Großteil der trotz Sandes nassen Böden wird allerdings - vor allem je weiter man in Richtung Friesland kommt, für die Viehwirtschaft sowie zur Pferdehaltung genutzt. Nirgends haben wir mehr Shetlandponys gesehen als in dieser Region. Die zweite - allerdings wesentlich weniger vertretene Rasse - sind natürlich die wundervollen schwarzen Friesen.
Ins Auge fällt auch sofort die Fehnbebauung, d. h. die ursprüngliche Anlage der Höfe unmittelbar an Straßen und die von da ausgehende Erschließung des unwirtlichen moorigen und sumpfigen Hinterlandes. „Den Eersten sien Dod, den Tweeten sien Not, den Drütten sien Brod“ , so hieß es beispielsweise bei der Besiedlung des Teufelsmoores bei Bremen.
In vielen Ortschaften der Provinz sind diese alten Strukturen heute noch erhalten, wenn auch vielfach, besonders bei den kleineren Höfen, durch offensichtlich wohlhabende Stadtflüchter umgenutzt. Die typische Hofform, zur Straße hin das vergleichsweise winzige Wohnhaus, eingebaut in die Scheune, deren Abgrenzung man nur durch die verschiedene Dachdeckung erkennt - im Wohnbereich Ziegel, im Scheunenbreich Reet -, wird sogar bei Neubauten der Region wieder aufgegriffen, indem zum Beispiel der Straßenteil eines Hauses schwarz- und der hintere Teil rotziegelig gedeckt wird.
Beispiel eines der kleineren Fehnkotten. Haus und Scheune gehen unmittelbar ineinander über. Bei diesem umgenutzten Hof ist die Reetdeckung der Scheune weitgehend erhalten worden.
Einer der größeren Höfe, noch in Betrieb. Haus und Scheune sind verbunden, allerdings durch einen Trakt, in dem wahrscheinlich Mägde und Knechte wohnten. Allen Höfen der Region - auch den größten - ist aber die direkte Verbindung von Wohnhaus und Stall / Scheune gemein.
Groningen selbst ist mit fast 200.000 Einwohnern eine der größeren Städte der Niederlande. Uns hat die Stadt mit dem studentischen Flair - Uni und Akademie haben fast 50.000 Studierende - sehr gut gefallen. Auffallend auch die große Menge historischer Häuser im und um den Stadtkern herum, der sich heute komplett autofrei präsentiert. Solche Mengen an Fahrrädern wie im Groninger Innenstadtbereich sind selbst für die Niederlande außergewöhnlich.
Fahrradparkplatz am Akademiegebäude
Ob dieses Gefährt wohl noch unter die erlaubten fällt?
Der Martiniturm
Der Martinimarkt
Wo Altes und Neues aufeinandertreffen, wird an vielen Stellen versucht, eine organische Verbindung zu schaffen
Sehr schön, aber für die Niederlande typisch, ist auch die Vielfalt von Geschäften vor allem in den Seitenstraßen der City. Das gibt es bei uns so nirgends mehr. In Groningen gibt es Straßen, da reiht sich Galerie an Galerie, wohl eine Folge der Akademie.
In diesem Fall keine Galerie, sondern ein Kapper / Friseur
Wären wir ein paar Jahre jünger und ein wenig weniger vergrippt gewesen, hätten wir uns wohl ins studentische Nachtleben gestürzt, das in Groningen besonders ausgeprägt erscheint.
Die alte Niederlassung der Hanse und ein altes Bankgebäude, heute Lokalitäten am Rande des Universitätsviertels
Auch hier müssen Raucher im Freien sitzen, wenn sie ihrer Lust frönen wollen.
Den einen oder anderen Abstecher ans Meer haben wir natürlich auch noch gemacht, bei dem Wetter allerdings an irgendeine Art von Strandkultur zu denken, wäre zu gewagt gewesen.
Das nette weiße, zu mietende Haus hat uns nicht zuletzt aufgrund seiner einsamen Lage sehr gefallen. Weniger schön ist die Tatsache, dass direkt hinterm Deich nicht der Strand, sondern militärisches Sperrgebiet liegt.
Zu vermieten ...
... sehr einsam ...
... sehr sehr einsam ...
... und leider direkt am militärischen Sperrgebiet. Nordsee ist Mordsee.
So ist unser Fazit nach drei wettermäßig recht kühlen Tagen, dass wir die Gegend und besonders die Stadt Groningen nicht zum letzten Mal besucht haben.
Quelle: http://www.mygeo.info/landkarten/niederlande/niederlande_provinzen.png / GNU Free Documentation License
Die Anreise führte uns über die A31 durch eine der am wenigsten besiedelten Gegenden Deutschlands, die Moorgebiete des Emslandes, einst das Armenhaus Niedersachsens. Auch heute noch wird hier industriell Torf gestochen und so die letzten verbliebenen Hochmoore weiter zerstört, wie man bei einem Blick links und rechts der Autobahn ganz einfach feststellen kann.
Westlich an dieses Gebiet schließt sich die Provinz Groningen an, die für niederländische Verhältnisse immer noch dünn besiedelt erscheint, was sich bei einem Blick aufs Navi (oder auf die gute alte Straßenkarte) allerdings völlig anders darstellt. Dennoch: die Region ist zwar landwirtschaftlich geprägt, jedoch ganz anders, als man es aus den weiter südlichen Teilen unseres Nachbarstaates gewohnt ist. Unfruchtbare Sandböden herrschen vor, die, wie sich im zu dieser Zeit des Frühjahrs beobachten lässt, massiv gedüngt werden. Auch bei die Einbringung von Kartoffeln war aller Orten zu beobachten. Ein Großteil der trotz Sandes nassen Böden wird allerdings - vor allem je weiter man in Richtung Friesland kommt, für die Viehwirtschaft sowie zur Pferdehaltung genutzt. Nirgends haben wir mehr Shetlandponys gesehen als in dieser Region. Die zweite - allerdings wesentlich weniger vertretene Rasse - sind natürlich die wundervollen schwarzen Friesen.
Ins Auge fällt auch sofort die Fehnbebauung, d. h. die ursprüngliche Anlage der Höfe unmittelbar an Straßen und die von da ausgehende Erschließung des unwirtlichen moorigen und sumpfigen Hinterlandes. „Den Eersten sien Dod, den Tweeten sien Not, den Drütten sien Brod“ , so hieß es beispielsweise bei der Besiedlung des Teufelsmoores bei Bremen.
In vielen Ortschaften der Provinz sind diese alten Strukturen heute noch erhalten, wenn auch vielfach, besonders bei den kleineren Höfen, durch offensichtlich wohlhabende Stadtflüchter umgenutzt. Die typische Hofform, zur Straße hin das vergleichsweise winzige Wohnhaus, eingebaut in die Scheune, deren Abgrenzung man nur durch die verschiedene Dachdeckung erkennt - im Wohnbereich Ziegel, im Scheunenbreich Reet -, wird sogar bei Neubauten der Region wieder aufgegriffen, indem zum Beispiel der Straßenteil eines Hauses schwarz- und der hintere Teil rotziegelig gedeckt wird.
Beispiel eines der kleineren Fehnkotten. Haus und Scheune gehen unmittelbar ineinander über. Bei diesem umgenutzten Hof ist die Reetdeckung der Scheune weitgehend erhalten worden.
Einer der größeren Höfe, noch in Betrieb. Haus und Scheune sind verbunden, allerdings durch einen Trakt, in dem wahrscheinlich Mägde und Knechte wohnten. Allen Höfen der Region - auch den größten - ist aber die direkte Verbindung von Wohnhaus und Stall / Scheune gemein.
Groningen selbst ist mit fast 200.000 Einwohnern eine der größeren Städte der Niederlande. Uns hat die Stadt mit dem studentischen Flair - Uni und Akademie haben fast 50.000 Studierende - sehr gut gefallen. Auffallend auch die große Menge historischer Häuser im und um den Stadtkern herum, der sich heute komplett autofrei präsentiert. Solche Mengen an Fahrrädern wie im Groninger Innenstadtbereich sind selbst für die Niederlande außergewöhnlich.
Fahrradparkplatz am Akademiegebäude
Ob dieses Gefährt wohl noch unter die erlaubten fällt?
Der Martiniturm
Der Martinimarkt
Wo Altes und Neues aufeinandertreffen, wird an vielen Stellen versucht, eine organische Verbindung zu schaffen
Sehr schön, aber für die Niederlande typisch, ist auch die Vielfalt von Geschäften vor allem in den Seitenstraßen der City. Das gibt es bei uns so nirgends mehr. In Groningen gibt es Straßen, da reiht sich Galerie an Galerie, wohl eine Folge der Akademie.
In diesem Fall keine Galerie, sondern ein Kapper / Friseur
Wären wir ein paar Jahre jünger und ein wenig weniger vergrippt gewesen, hätten wir uns wohl ins studentische Nachtleben gestürzt, das in Groningen besonders ausgeprägt erscheint.
Die alte Niederlassung der Hanse und ein altes Bankgebäude, heute Lokalitäten am Rande des Universitätsviertels
Auch hier müssen Raucher im Freien sitzen, wenn sie ihrer Lust frönen wollen.
Den einen oder anderen Abstecher ans Meer haben wir natürlich auch noch gemacht, bei dem Wetter allerdings an irgendeine Art von Strandkultur zu denken, wäre zu gewagt gewesen.
Das nette weiße, zu mietende Haus hat uns nicht zuletzt aufgrund seiner einsamen Lage sehr gefallen. Weniger schön ist die Tatsache, dass direkt hinterm Deich nicht der Strand, sondern militärisches Sperrgebiet liegt.
Zu vermieten ...
... sehr einsam ...
... sehr sehr einsam ...
... und leider direkt am militärischen Sperrgebiet. Nordsee ist Mordsee.
So ist unser Fazit nach drei wettermäßig recht kühlen Tagen, dass wir die Gegend und besonders die Stadt Groningen nicht zum letzten Mal besucht haben.
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