Freitag, 20. Mai 2011
Weltmusik
Was geschieht, wenn man (frau) auf einem Recyclinghof beim Abladen bunten Allerleis aus der Garage von einer Wespe gestochen wird? Richtig - man (frau) bekommt eine Gitarre geschenkt, während sie von einem freundlichen Mitarbeiter der BEST Bottrop verarztet wird.

Dabei war das sich nun in unserem Besitz befindliche Instrument keineswegs das obskure Objekt der Begierde der bei der Behandlung anwesenden Tochter, sondern vielmehr eine aufblasbare (Luft)gitarre, die neben besagter an der Wand lehnte.

Zugegeben, das Design besagter Gitarre ist - verharmlosend gesagt - etwas gewöhnungsbedürftig, wobei bei näherer Betrachtung schnell deutlich wurde, dass die aufgesetzten Zierextasien nicht immer den Korpus des Instrumentes verschandelt haben. Das große bunte Teil ist mit diversen Minischräubchen ins Holz gebohrt, das kleinere muss wohl geklebt sein.

Wie auch immer, hier ein Bild des guten Stückes, das immerhin noch einwandfrei zu spielen ist, wenn es auch klanglich keinen großen Reichtum sein Eigen nennt:



Neugierig machte mich dann das nicht mehr sehr gut lesbare blaue Schild im Inneren des Korpus. Der Aufdruck Yamaha C 330 ließ mich das Internet anwerfen. Nach kurzer Recherche wurde klar, dass diese Yamaha ein Modell ist, das hier wie auch in anderen europäischen Ländern nicht verkauft wird oder wurde. Lediglich einige Händler im ostasiatischen Raum lassen sich ausmachen, z.B. dieser hier in Jakarta , was auch zum Herstellungsland Indonesien passt.

Nun frage ich mich: Wer um alles in der Welt schleppt eine aktuell produzierte Gitarre um die halbe Welt, nur um sie dann in Deutschland auf den Sperrmüll zu geben? Ein Rucksacktouri? Ein Einwanderer? Das werde ich wohl niemals erfahren. Letztlich hat die tätowierte gepiercte Yamaha nun ein Plätzchen neben meiner alten verzogenen Klampfe gefunden, die ebenfalls in ihrer Jugend weit reiste und so auf feuchten Wiesen und an salzigen Stränden krumm und schief wurde und ihre schöne Stimme verlor.

So können sie sich nun nachts, wenn alle schlafen, über ihre Erlebnisse unterhalten und ihre Saiten ganz leise brummen lassen.

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