Montag, 22. Juni 2009
Es war einmal ein Marktplatz ...
Wer derzeit durch die Bottroper City fährt/geht, kann sich ein sehr gutes Bild eines Großprojektes der Vor - Crash - Zeit machen. Wo man bis vor kurzem vom Berliner Platz aus noch freien Blick über den Markt- / Veranstaltungs- / Kirmesplatz mit der wirklich schönen Fassade der Hauptpost hatte, da schaut man nun auf auf die mehrgeschossigen Stahlbetongerüste eines neuen Einkaufscenters, das immerhin noch einen schmalen Spalt Durchblick lässt und wohl - wie es im Moment scheint - voll verglast wird.



Nicht, dass der Berliner Platz mit dem ZOB jemals ein Meisterwerk der Städteplanung gewesen wäre, dazu war allein schon der nun zugeschüttete Fußgängertunnel mit seinem aus gemännigten Stangen bestehenden Kunstwerk (das man in ähnlicher Form und Hässlichkeit ja auch an anderen Gebäuden der Stadt findet) zu abstrus, aber zumindest der Ausblick auf das schöne alte Postgebäude stimmte doch versöhnlich.

Nun entsteht da, wo zuvor Bottrops letzter größerer zusammenhängender freier Platz war, wo das wunderbar zentral gelegene Hallenbad stand, das nebenbei, wie ich finde, mittlerweile unter Denkmalschutz gehört hätte, ein weiteres Monument neuzeitlicher Einkaufskultur.

Es fragt sich nur, wer all das, was dort entsteht, nutzen soll, wo doch nur ein paar Schritte entfernt ein ganzes Einkaufzentrum leer steht und seit Jahren wie schimmeliges Brot angeboten wird, zuletzt als Grabbeltischware bei einem einschlägigen "24" - Internetimmobilienanbieter.



Nun - vielleicht sollten wir nicht meckern - entsteht doch immerhin im größeren Teil des Komplexes die Filiale einer großen Kaufkette in einer Größenordnung, die auch eine grüne Wiese gut gefüllt hätte, nun aber als Klinkerklotz mitten in der Stadt steht und der guten alten Poststraße den Flair einer Industriehalle schenkt. Wir sollten nicht meckern, da wir dort demnächst in der Anmutung einer Warenumschlaghalle mit LKW - Anschluss (zumindest sieht es bei der neu eröffneten Filiale in DO so aus) einen ganzen Teil dessen kaufen können, das es dann im zweiten leer stehenden Kaufhausblock in der Innenstadt nicht mehr geben wird. Denn dass Karstadt Bottrop zu den Opfern der Arcandor - Pleite gehören wird, daran gibt es wohl kaum noch Zweifel.

Ich frage mich, wie es sein wird, wenn wir in Zukunft durch die Innenstadt gehen und fast gleichgültig, wo wir sind, die Schaufenster einer Straßenseite zugeklebt sein werden. Wer das schon jetzt sehen möchte, kann das zum Beispiel in Datteln oder Dortmund - Aplerbeck sehen, wo Karstadt - Häuser vor etwa zwei Jahren in Hertie - Häuser verwandelt wurden und nun geschlossen sind. Nur eine kleine Anmutung, denn so "mittendrin" wie der alte Althoff - Bau in Bottrop ist keines dieser Häuser gelegen.

Ich wünsche uns dann auch viel Spaß ...

P.S.: Wer eine meiner Meinung nach gelungene Belebung eines Marktplatzes sehen möchte, der kann einmal nach Gelsenkirchen - Buer fahren, wo man an den Marktplatz eine Markthalle angebaut hat, die in Bottrop auch hätte eine deutliche Nummer größer ausfallen können. Das hat was!