Dienstag, 7. April 2009
Reise ins Anderland ...
Erster Urlaubstag, recht schönes Wetter, endlich über 20°, wir haben es geschafft, bis in den Nachmittag hinein NICHTS zu tun. Für einen weiten Ausflug ist die helle Zeit zu knapp, also beschließen wir, nach Bad Sassendorf zu fahren, wie uns von verschiedenen Seiten - ich kann mich allerdings beim besten Willen nicht daran erinnern, welche verschiedenen Seiten da gemeint sein sollen - mehrfach empfohlen worden sein soll. Sollte ich mich allerdings jemals daran erinnern, wer ...!

Wie wir es immer machen, wenn wir Zeit haben, vermeiden wir die Autobahn und genießen die schöne Soester Börde mit ihren grünsandsteinigen Bauernhöfen. Der Reichtum der Lößlandschaft springt geradezu ins Auge. Und siehe, schon befinden wir uns sozusagen im Paradiese (mit einem nur winzigkleinen Abstecher)



Bad S. ... wir laufen durch die "reizende", "bezaubernde" Einkaufszone. Ich schieße 1 Bild, mehr ist kaum notwendig.



Halt - nein - noch ein Bild. Freizeitgestaltung.




Die Warenauslagen sind außergewöhnlich. Leider gelingt es mir nicht mehr, vor Geschäftsschluss noch ein Bild der speziellen 6-fädigen Wollsocken zu machen, die sich für den Kenner eindeutig erkennbar von den 4-fädigen in der Außenverkaufsinsel daneben abheben. Dafür aber möchte ich dem Shopper von morgen nicht die folgenden Schaufenster vorenthalten:





Klöppelware und liebreizende Hochzeitsfigürchen, garantiert nicht von Hummel

Zu diesem Zeitpunkt steht für mich fest, dass ich vermute, nicht so alt zu werden, das alles gut zu finden. Wir suchen, da es nicht wirklich noch etwas zu sehen gibt (nach einem immerhin viertelstündigen Spaziergang), eine Eisdiele auf. Breiten wir den Mantel des Schweigens über die Qualität des Karamelbechers und des als Cappucchino verkauften Filterkaffees mit Sahne.

Interessanter Weise stellt sich aber eine der anwesenden Damen als eine echte Gräfin Mariza mit Hang zu verbaler Prostitution [TM] heraus, die der gesamten Umgebung den Zustand ihrer Füße in leuchtenden Farben darstellt. Als es dann an ihre Beziehungkisten unter besonderer Berücksichtigung des Sexuallebens geht, fliehen wir unter Zurücklassung des Resteises und -kaffees. Meine Frau ertappt mich dabei, wie ich ein Stoßgebet zum Himmel sende: Herr, lass mich niemals so alt werde, dass ich das hier gut finde!

Dann aber, kurz vor Erreichen des Autos, eine Entdeckung, die mich ja beinahe wieder mit diesem Teil des Nachmittages versöhnt. Oh ja, ein weinroter Mercedes W 123, der bis auf die verchromten Radläufe wie neu aussieht, vor allem einer, der noch die originalen Radkappen statt billiger Alufelgen trägt. Ein Traum von einem Butter- und Brot- Auto, dessen Brüder und Schwestern zum großen Teil auf dem Schrottplatz und oder im Nahen Osten gelandet sind. Und ich garantiere, auch wenn ich nicht in auf den Tacho oder in den KFZ-Schein geschaut habe, dass der Kilometerstand unter 50.000 und das Alter des Besitzers über 80 Jahre liegt!



Wir passieren die Bad S. City Limits und beschließen, zum passenden Abschluss des Tages ganz traditionell unseren Hunger in einem dalmatinischen (oder serbischen oder kroatischen) Steakhaus zu stillen, wo wir trotz gähnender Montagsleere hervorragend frischen Salat mit einem erstklassigen Steak und einem anderen, für mich nicht auszusprechenden Schweinefilet - Gemüse - Gericht goutieren. Lecker bodenständig zu zivilen Preisen.

Wer es auch ausprobieren will:
Restaurant Steakhaus bei Stefan (kein Scherz) an der Holzwickeder Straße in Dortmund

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Urlaub!
Heute war unser erster Urlaubstag. Langes Ausschlafen war angesagt, da alle Kinder ausgeflogen sind, dann Frühstück mit Brötchen statt Brot wie an Werktagen, dann um 11 der erste Blick aus dem Fenster. Die Felder beginnen grün zu werden und wir starteten unser Quiz, was der Bauer in diesem Jahr auf welchem Feld gesät hat. Im ersten Jahr, als wir hier wohnten, lebten wir in einem gelben Rapsmeer und anders als die unter uns Wohnenden blieben wir im zweiten Stock von den gelben Pollen verschont, die bei den verzweifelten Untenwohnern alles bedeckten. Was wir allerdings auch mitbekamen, war der Gestank, den Raps kurz vor der Ernte verbreitet.

Im letzten Jahr wurden wir eines Morgens von lautem Geblöke wach. Ein Schäfer hatte seine Herde direkt unter unserer Terrasse aufmarschieren lassen zwecks Resternte. Für den Kahlschlag brauchten sie nicht viel mehr als einen Nachmittag, an dem unsere und die begeisterten Mädchen aus der Nachbarschaft nicht vom Feldrand wegzuholen waren.

In diesem Jahr ist die Natur spät dran, aber endlich sehen wir grün statt des winterlichen Brauns der Felder.



Manchmal bin ich aufgrund dieses Ausblicks ein wenig traurig, dass wir hier demnächst wegziehen werden, aber auch nur aus diesem Grund.

Was mir zurzeit noch fehlt, ist die Kuhherde, die normalerweise auf der Weide gegenüber wohnt. Wenn die Viecher denn wieder da sind, werde ich sie noch einstellen ...

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Montag, 6. April 2009
Theater im April
In dieser Woche war ich zweimal im Theater, eine absolute Ausnahme an Kulturquantität, dazu noch zweimal im Theater im Depot.



Mittwoch, 1. April:
Kassandra nach dem Roman von Christa Wolf mit Barbara Englert, Regie Kirsten Uttendorf
Die Meinungen meiner "Mitseher" waren zwiespältig. Ich meine aber, großartiges Sprechtheater gesehen zu haben. Wer je die Kassandra Wolfs gelesen hat, weiß, wie sperrig der Text ist. Diesen so flüssig und gleichzeitig überzeugend ans Publikum zu bringen, dass ich mich trotz des spartanischen Bühnenbildes (eine Telekom - Säule. ein Stromkasten, zwei Videobeamer) nach einer Viertelstunde mitgerissen fühlte und in die Verzweiflung der Protagonistin eintauchte, ist Barbara Englerts Verdienst, die die ganze Bühne zu ihrem Gefängnis machte, sprach, rannte, schrie, vor die Wände schlug, die Rolle wechselte und das Heldenbild Achilles zerstörte - Achill das Vieh.

Sehr beeindruckend. Wenn es Ihnen möglich ist, eine Aufführung, die in Koproduktion mit dem mousonturm Frankfurt entstand, zu besuchen, so sollten Sie sich das keinesfalls entgehen lassen. Noch ist "Kassandra" auf Tournée!

Samstag, 4. April:
Beim Besuch der Kassandra gesehen und kurzerhand für die Familie gebucht:

Prinz Frosch Blumenherz - Ein Erlösungsmärchen vom Charolija Teatar

Grimms Märchen einmal anders: Wie kommt es dazu, dass der Prinz ein Frosch wird? Und was haben die Hexe / die Blumenfee damit zu tun? Wird die Kuhmagd Ludmilla trotz der Treue zu ihrem Geliebten den Prinzen küssen? Wird Gerechtigkeit auf dieser Welt einkehren? Wird der Frosch/Prinz am Ende der Tournée einen Hüftschaden erlitten haben (die sportliche Leistung als Frosch ist exorbitant!)?

Alles in Allem hatten wir (14/44/50) unseren Spaß!

Ein Tipp: Nach der Vorstellung im Theater im Depot quer durch die große Halle, in der seinerzeit die Dortmunder Straßenbahnen übernachteten und repariert wurden, gehen, in der Depothek noch zu sehr zivilen Preisen bei angenehmem Publikum einen Drink / ein Essen in einer der schönsten Locations Dortmunds genießen und in die Schaufenster der ansässigen Künstler schauen.
Das Depot im Internet

Leider gab es nicht die Möglichkeit, Szenenfotos zu machen bzw. solche vom Theater zu bekommen.

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Woher kommt Meckerfutt?
... Schwer zu sagen. Aus Westfalen, wie ich weiter oben schon anmerkte. Aus der Ruhrstadt um genauer zu sein. Aber ist es das? Ist das Ruhrgebiet / das Revier oder wie immer wir es nennen wollen zu einer, zu der Ruhrstadt geworden? Für mich nicht.

Ich wohne schon seit vielen Jahren - genauer gesagt 17 - in Dortmund, bin aber niemals ein Dortmunder geworden. Das liegt nicht an der Stadt selbst, sondern an verschiedenen Umständen, die hier aufzuzählen zu weit führen würde. An mir selbst also. Mein Herz ist immer da geblieben, woher ich komme, weiter im Westen, auch in Ruhrstadt, aber in Bottrop.

Bottrop.

Um Gottes Willen, höre ich die sagen, die beide Städte kennen. Die siebtgrößte Stadt Deutschlands gegen ein 118.000 - Einwohner - Kaff? "Die Rattenstadt" höre ich die hämisch rufen, die nie da waren, aber im letzten Jahrhundert Reportagen über Bottrop im Öffentlich - Rechtlichen gesehen haben. Bot - What höre ich die fragen, die noch nie davon gehört haben, dass es auch knapp nördlich der Weltkulturhauptstadt Essen noch Leben gibt.

Bottrop.


Altes Wappen der Stadt Bottrop; im Hintergrund das Kreuz des Deutschen Ritterordens, abgeleitet von der Kommende Welheim, davor die Faust mit dem Schlägel, dem Bergmannswerkzeug.


Das neue Wappen der Stadt Bottrop; hier wurde der Innenteil durch nach der Zusammenlegung mit der Gemeinde Kirchhellen durch deren Wappen, die drei Wolfsangeln, ersetzt

Ja, genau dorthin werde und will ich wieder hin, jetzt, nach 17 Jahren Diaspora. Das klingt sehr pathetisch, ist es aber nicht. Es hat gute Gründe, dorthin zurück zu kehren. Freunde, Verwandte. Home is where the heart is.
Wir werden sehen... Sehen, wann die Virtualität, die ich hier in Bezug auf meine Heimatstadt auslebe, Wahrheit wird. Bald, weniger bald, in fernerer Zukunft?

Wir werden sehen...

Bis dahin werden sich einige meiner Meckerfutt - Themen auf eben diese Stadt beziehen, denn ich sehe natürlich auch, dass ich nicht gerade ins Schneewittchenland umzuziehen plane. Ich bin oft dort, unterhalte mich mit vielen, beobachte Gutes und Schlechtes. Was ich schreiben werde?

Wir werden sehen ... das eine oder andere Thema steht schon.

Ach so: Sie kennen Bottrop gar nicht? Dann schauen Sie doch ganz einfach einmal hier nach: Homepage der Stadt Bottrop

Natürlich wird es auch andere Themen geben. Kulturelles - das sich zur Zeit natürlich mehr auf Dortmund beziehen wird, weil meine Familie und ich noch hier wohnen - , Geschichtliches - weil es mich interessiert - , Skurriles - weil ich auch gern lache - , manchmal Familiäres - soweit es nicht privat ist - , HiFi / High End - weil es mein Steckenpferd ist - und hoffentlich Vieles mehr.

Wir werden sehen ...

Außerdem werde ich versuchen mit dem einen oder anderen Foto den Text aufzulockern, was bei manchen Themen sehr schwer werden wird, denn in den meisten Theatern und sehr vielen Museen ist das Fotografieren mittlerweile leider verboten und es ist sehr schwierig Genehmigungen für Fotos anderer zu bekommen.

Aber ... wir werden sehen.

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Was ist Meckerfutt?
Vorweg ein wenig zu mir. Ich bin ein halbes Jahrhundert alt, Westfale und - wie mein mir angetrautes Weib meint - ab und an eine Meckerfutt.

Für alle Nicht - Westfalen: eine Meckerfutt ist nicht etwas per se Unanständiges, sondern ein Mensch, der oft und gern das Haar in der Suppe findet. So bin ich manchmal, obwohl ich lieber die schönen Seiten einer Sache oder Begebenheit sehe.

Und wenn ich denn schon das besagte Haar gefunden habe, kann ich, sofern ich dahinter eine Gemeinheit, Ungerechtigkeit oder Unanständigkeit vermute, ziemlich zynisch werden, so meint zumindest meine geliebte Frau. Ich selbst würde das eher als meine besondere Art von Humor bezeichnen.

Und so werde ich hier ab und an über Dinge meines Umfeldes schreiben, die mich bewegen (eher weniger zynisch), die mich interessieren (eher nüchtern), mich begeistern (eher euphorisch) oder aber, wenn sie mich aufregen, als Meckerfutt.

Wie oft ich hier schreiben werde, weiß ich noch nicht, denn wie bei so vielen Angelegenheiten des Lebens lässt eine anfängliche Begeisterung schnell nach. Doch an Themen sollte es eigentlich nicht mangeln ... wir werden es sehen.

Nun aber werde ich, da ich auch manchmal ein ungeduldiger Mensch bin, zunächst einmal diesen kurzen Beitrag veröffentlichen um zu schauen, ob all die Bemühungen, ein WebBlog anzulegen, überhaupt fruchteten.

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