Mittwoch, 6. Juni 2012
Zu spät. Delta Echo Delta India Quebec
Manchmal kommt man schlichtweg zu spät, aus welchen Gründen auch immer. Seitdem ich wieder in Bottrop bin, hege ich den Plan, zum Flugplatz zu fahren und ein Bild von mir mit der alten Elster C machen zu lassen. Reine Sentimentalität. Weil der Flugplatz und besonders diese Maschine einen wesentlichen Teil meiner Jugend ausmachte.
Mein Vater kaufte sie für den Verein bzw. die Schülerfluggemeinschaft in dem Jahr, in dem ich geboren wurde: 1958. Mein Kinderwagen stand quasi im Schatten dieser damals ganz jungen Elster. Sie war das erste Flugzeug, in dem ich je gesessen habe, in dem ich je mitgeflogen bin, natürlich mit meinem Vater.
Vor ungefähr zehn Jahren war ich auf einem Flugtag in der Schwarzen Heide, und da stand sie noch: mittlerweile blau - weiß und nicht mehr in dem altmodischen grau - creme mit leuchtorangen Seitenruder. Ganz wie neu aussehend und doch das alte vertraute Bild. Und das Brummen des 150 PS - Lycoming, der 1963 mit Unterstützung der Prüfstelle in Essen - Mülheim eingebaut wurde. Dieses Brummen ist eines der Geräusche, die ich mein Leben lang mitgenommen habe.
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass sie da so stand, denn es gab einige Leute im Verein, die sie genauso begleitet hat wie mich, nicht von Geburt an, aber in ihrer gesamten fliegerischen Laufbahn. Die haben sie gehegt, gepflegt und immer wieder in eine Art Neuzustand versetzt. Solche Flugzeuge sterben nicht. Eigentlich.
Letzte Woche habe ich alte gute Bekannte vom Flughafen beim Essen zufällig getroffen. Lange haben wir geredet über früher. Alt sind sie geworden, achtzig Jahre alt. Dagegen bin ich ja noch jung. Und dann habe ich ihnen von meinem Plan erzählt. Kurzes betroffenes Schweigen. Ob ich nicht wüsste, dass die Elster vor zwei Jahren bei Konstanz abgestürzt und mit beiden Insassen bis zur Unkenntlichkeit verbrannt sei? Wusste ich nicht. Das war kurz bevor ich wieder nach Bottrop zog. Wie hätte ich es mitbekommen sollen?
Zu spät gekommen. Das passiert manchmal im Leben. Und manchmal ist es traurig, auch wenn es sich nur um ein Gebilde aus Holz, Leinwand und einem bisschen Technik handelt.

Farewell, D-EDIQ.


Ich habe noch nie im Netz ein Foto ungefragt genommen, aber das Bild, das ich fand, zeigt genau "meine" Elster. Ich hoffe, der Rechteinhaber kann mir das verzeihen, wenn er auf diesen kleinen Artikel stoßen sollte. Quelle: Wikipedia

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